3. Februar 2010: Hintergrundgespräch zur 2.Kieler KinderCMD-Konferenz

Kieler Konferenz gegen CMD bei Kindern

CMD, ADHS, Rheuma – mit aktuellem Wissen Kindern helfen“

Am 19. und 20. März 2009 ist in Kiel wieder Zeit für die Kinder – konkret: für die 2. Kieler KinderCMD-Konferenz. Denn immer mehr Kinder leiden unter Craniomandibulärer Dysfunktion (CMD) und sind dadurch gefährdet, nachhaltig in ihrer Entwicklung beeinträchtigt zu werden. Frühes Erkennen und Behandeln ist gefragt. Die nötigen diagnostischen und therapeutischen Kenntnisse aktuell und zielorientiert zu vermitteln, ist das Anliegen der Kieler KinderCMD-Konferenz. 16 CMD-Spezialisten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen haben dazu ihr Wissen praxisorientiert in Vorträge und Workshops komprimiert. Wir sprachen dazu mit dem wissenschaftlichen Leiter, Dr. Andreas Köneke (Kiel, Bremen, Wyk/Föhr):

Dr. Köneke, Sie als Kieferorthopäde und CMD-Experte arbeiten seit vielen Jahren mit erwachsenen CMD-Patienten und Jugendlichen. Warum eine eigene Kinder-CMD-Konferenz mit über 16 Spezialisten und eigenen Workshops speziell für Kinder?

Wir wissen heute, dass funktionelle Probleme, die im Erwachsenenalter zur CMD führen, ihre Wurzeln häufig in der Kindheit haben. Früh entstehende funktionelle Ungleichgewichte können im Kindesalter noch mit besserer Prognose korrigiert werden. Voraussetzung für den Erfolg ist der interdisziplinäre Überblick über verschiedene Fachbereiche und die Kommunikation der Spezialisten untereinander. Beides fördert die Konferenz.

Wie häufig sehen Sie Kinder mit dieser komplexen Symptomatik?

Aufgrund unserer CMD-Ausrichtung bekommen wir sehr viele Überweisungen funktionsgestörter Patienten. Aber in jede KFO-Praxis kommen täglich einige dieser Patienten. Sie bleiben nur häufig unerkannt, weil Kinder funktionelle Ungleichgewichte sehr viel besser kompensieren als Erwachsene.

Entwicklungstherapie, Sportmedizin, kieferorthopädische Kompetenz mit Frau Dr. Christine Fränkel und zur Rheumaproblematik mit Prof. Dr. Bärbel Kahl-Nieke - weshalb sind so viele Spezialisten gefragt?

CMD ist ein komplexes Erkrankungsbild, das in neuesten Veröffentlichungen auch als Hirnstammsensitisierungssyndrom bezeichnet wird. Das heißt, CMD ist ein multifaktorielles Geschehen mit Konvergenz im Hirnstamm. Komplex ist das Problem insbesondere deswegen, weil das ausgesendete Signal keine direkten Rückschlüsse auf die eingehenden Signale erlaubt. Erreichen viele auch nur unterschwellige eingehende Reize (z. B. falsche Ernährung, seelische Belastung, Asymmetrien im Bewegungsapparat, Entzündungen, Okklusionsstörungen, hormonelle Störungen usw.) gemeinsam die Reizschwelle, kommt es zur Aussendung eines überschwelligen Signals, das sich in Form entstehungsortunabhängiger Symptome wie Kopfschmerzen oder Tinnitus darstellen kann. Erst nach gezielter Diagnostik, auch außerhalb der reinen Zahnmedizin, können funktionsgestörte Patienten zu den nötigen Fachärzten überwiesen bzw. häufig gemeinsam mit Ihnen behandelt werden. Hierfür braucht man ein Netzwerk vieler kompetenter Kollegen.

Nach dem Schwerpunkt „Asymmetrien“ im vergangenen Jahr sind in diesem Jahr „Bewegung und Funktion“ zentrale Themen. Was erwartet die Teilnehmer an Input für die tägliche Praxis?

Kollegen, die bislang noch keine Berührungspunkte mit CMD-Diagnostik und -Therapie hatten, werden nach der Konferenz feststellen, wie viele ihrer Patienten eigentlich funktionsgestört sind. CMD-therapierenden Kollegen wird eine Auswahl an Vorträgen und Workshops geboten, die aktueller und interdisziplinärer zu diesem Thema kaum zu finden sein wird. Ein Workshopthema widmet sich z. B. dem brandneuen ärztlich-interdisziplinären Diagnostik- und Kommunikationsprogramm „easy CMD“ (G. Groot Landeweer/Dr. C. Köneke), einer idealen Unterstützung für alle CMD-Therapeuten. Weitere Workshops bieten Vertiefungswissen in interdisziplinärer Diagnostik und Therapie des Bewegungsapparates. Damit wird auch CMD-Früh-Diagnostik bei Kindern sicherer.

Welche Beziehung gibt es zwischen CMD und zwei weiteren Kieler Themen, ADHS und der häufig genannten Rheumaproblematik bei Kindern?

Es gilt die Übersicht zu behalten und zu differenzieren. ADHS ist häufig und wird mit Funktionsstörungen in der oberen HWS in Verbindung gebracht. Rheuma kommt bei Kindern zum Glück nicht häufig vor, wird aber tragischerweise oft übersehen und kann schlussendlich zum komplexen Bild einer Funktionsstörung führen. Rheumakinder im fortgeschrittenen Stadium haben oft seitenungleich abgebaute Kondylen, die mit einem offenen Biss, Seitenabweichung des UK, Fehlbelastungen der Zähne und damit Funktionsstörungen in der Kaumuskulatur einhergehen können.

Die Kieler KinderCMD-Konferenz greift immer neue CMD-Themen auf und richtet sich damit explizit an „Wiederholungstäter“. Was ist in diesem Jahr Neues zu erwarten?

Die Themenvielfalt ist noch größer als im letzten Jahr. Fast alles außer dem wunderbaren Konferenzhotel ist neu: es werden in diesem Jahr zusätzlich Workshops parallel zu den Vorträgen angeboten und die Vorträge konzentrieren sich auf den Schwerpunkt Bewegung, also neue und spannende Referate. Interdisziplinäres Denken ist Pflicht in der Therapie der CMD. Die Kieler KinderCMD-Konferenz 2010 liefert hierzu den nächsten Baustein im Mosaik des modernen CMD-Managements.

Vielen Dank.