Patientenschicksale: Mein Leben mit Craniomandibulärer Dysfunktion (CMD)

Zu jung, zu alt? Jeder kann betroffen sein!

Leben mit CMD definiert für Erwachsene lebenswert neu

Ob jung oder alt, in jeder Altersstufe gibt es CMD-Patienten, teilweise sogar unter Kindern. Oft ist es schwer, aus der Vielzahl der vorhandenen Symptome auf die richtige Ursache zu schließen. Vielen Patienten fallen zunächst auch nur Einzelsymptome auf. Hier einige Beispiele aus den Praxen spezialisierter Behandler:

Silvia P., 42 Jahre

„Angefangen hat es eigentlich mit einem Motorradsturz. Klar hatte ich vorher immer mal Schwindelanfälle, aber das habe ich immer auf den Kreislauf geschoben. Dann kam ich plötzlich von der Straße ab, scheinbar ohne Grund. In den folgenden Jahren wurde alles nur schlimmer und mein Lieblingshobby, meine Maschine, war tabu." so die Patientin, die daraufhin zehn Jahre mit ständigen Schwindelattacken und Kopf- bzw. Nackenschmerzen zu kämpfen hatte. Trotz Physiotherapie und diverser Arztbesuche gab es keine wirkliche Besserung. Der Hinweis einer Freundin brachte sie schließlich in die Praxis eines CMD-spezialisierten Zahnarztes. Der untersuchte sie und fragte ganz genau nach allen Beschwerden von Kopf bis Fuß und stellte fest, dass sowohl die Körperstatik der Patientin als auch die Bisslage gestört waren. Eine kombinierte und individuell abgestimmte Behandlung im Spezialistenteam (beim Orthopäden, bei der Physiotherapeutin und eine CMD-Schiene beim Zahnarzt) brachte dann innerhalb von sechs Wochen den Durchbruch. Kein Schwindel mehr, Schmerzen nur noch in absoluten Stressphasen und eine deutlich verbesserte Lebensqualität. „ Bereits mit der Schiene ging es mir so viel besser, dass ich wieder mit meiner Maschine unterwegs sein konnte. Als ich dann auch meine Kronen verändern ließ, konnte ich sogar auf die Schiene verzichten.", erzählt Silvia P. mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen.

Herbert K., 46 Jahre

„Irgendwann mussten mal die hinteren Backenzähne raus, aber dabei habe ich mir noch nichts gedacht. Auch als diese wahnsinnigen Gesichtsschmerzen anfingen, gab's für mich noch keine Verbindung zu den Zähnen. Stattdessen war ich mit den Schmerzen bei allen möglichen Ärzten bis zum Neurologen. Die Schmerzen waren so unvorstellbar, dass ich oft nicht als KFZ-Mechaniker arbeiten konnte und so meine Stelle verlor. Niemand sieht diese Schmerzen und glaubt mir das, auch nicht im Bekanntenkreis... So isoliert man sich komplett, will irgendwann auch keinen mehr sehen.", schildert Herbert K. seine Geschichte. Sein Problem lag in der abgesenkten Bisshöhe durch die verlorenen Backenzähne auf beiden Seiten. So fehlte die nötige Abstützung für das Kiefergelenk. Dazu mussten, bevor eine CMD-Schiene zum Einsatz kommen konnte, erst Implantate (künstliche Wurzeln) eingesetzt werden, auf denen selbige stabil sitzen konnte. Sobald die Schiene saß, besserten sich die Beschwerden von Herbert K. Heute verraten die Brücken auf den Implantaten nichts mehr von früheren Lücken, die Schmerzen sind fast gänzlich verschwunden und Herbert K. arbeitet wieder.

Silvia P., 42 Jahre

„Ich war Anfang 30 als alles anfing, erfolgreich im Job und hatte gerade meinen Sohn zur Welt gebracht und alles im Griff. Ein Fahrradsturz konnte jedem passieren und danach war zufällig ein Zahnarzttermin für eine größere Sache. Und dann fingen meine Probleme an, die sich unerkannt in all den Jahren von Kopf-, Nacken- und Schulterschmerzen bis zu ständigen Schwindelanfällen steigerten. Zum Schluss konnte ich nicht mal mehr Rolltreppe fahren, hatte keinen Job und keine Freunde mehr. Ich weiß nicht, was mit diesen ständigen Schmerzen ohne meine Familie aus mir geworden wäre...", so Heide M. Die ausführliche Untersuchung beim CMD-spezialisierten Zahnarzt ergab, dass durch den Fahrradsturz verursachte Blockierungen eine veränderte Bisslage zur Folge hatten, die dann per umfangreicher Zahnbehandlungen (Inlays) so fixiert worden waren. Über die Jahre hatte die gesamte umgebende Muskulatur reagiert und die geschilderten Beschwerden verursacht. Eine konsequente Behandlung im CMD-Netzwerk brachte der Patientin eine deutliche Verbesserung, die jedoch wegen der langjährigen Symptomatik aufgrund des Schmerzgedächtnisses nicht in einer völlige Schmerzfreiheit münden konnte. Dennoch: Heide M. fährt nicht nur Rolltreppe, sondern sogar Auto und kommt sehr gut mit gelegentlichen Schmerzattacken zurecht.

Dazu auch: Eine Patientin spricht in einem Radiointerview über ihre CMD.

Wenn Kinder zu Dauerpatienten werden

Und unsere Jüngsten... Schiefe Zähne, schiefe Kinder – Kopfschmerzkinder?!

Philipp K., 16 Jahre

„Irgendwie hat alles keinen Spaß mehr gemacht, weil immer etwas daneben ging.“, sagt Philipp heute. In die Schule wollte er schon ab dem zweiten Tag nicht mehr gehen, weil ihn die anderen gehänselt haben. Ob im Unterricht oder beim Spielen – Philipp war einfach ungeschickt, unkoordiniert und unkonzentriert, auch wenn er sich mühte. Kurz: eines der Kinder, „die das alles so anziehen....“ Regelmäßige Kopf- und Nackenschmerzen begleiteten ihn über Jahre. Seine schiefen Zähne führten ihn schließlich vor zwei Jahren zum Kieferorthopäden. Schon bei einer Voruntersuchung fiel dem Kieferorthopäden auf, dass Philipp irgendwie anders war. Er war schief und das – so stellte sich später anhand von Fotos heraus – schon als Baby gewesen. Vermutlich hatte sich bei der schweren Geburt ein Wirbel im Bereich der Kopfgelenke verschoben, sodass der Junge bereits als Baby Schmerzen hatte und den Kopf nur in einer Richtung frei bewegen konnte. Er trank von einer Brust schlechter, lag „schief im Bett“ und schrie... Nach einem Jahr war scheinbar alles vorbei, doch genau zum Schulanfang waren die Probleme wieder da. Das ist das Tückische, weil selten ein Zusammenhang zur frühen Phase hergestellt wird. In der Entwicklung baut jedoch ein Schritt auf den nächsten auf. Wer schief liegt, steht schief auf, läuft später und ist in seiner gesamten motorischen und geistigen Entwicklung etwas hinterher, weil der Körper immer noch einen Störfaktor ausgleichen muss. Nachdem dies klar war, begann für Philipp die Arbeit: Gemeinsam brachten Orthopäde und Physiotherapeutin seine Körperstatik ins Gleichgewicht. Philipp lernte z.B. auf einem Bein zu stehen ohne immer umzufallen. Der Kieferorthopäde korrigierte den Fehlbiss. Weil Philipps Problem erst relativ spät erkannt wurde, musste er hart arbeiten. Heute geht der 16-jährige wieder gern in die Schule, ist sicherer, schläft und lernt besser, spielt sogar Fußball im Verein und hat wieder Spaß am Leben... „Und ich habe keine Kopfschmerzen mehr.“ sagt er stolz.

Mia S., 8 Jahre

„Sie schläft nachts nicht durch, kommt in der Schule nicht richtig mit, ist unkonzentriert und wir haben von anderen Eltern gehört, das kann mit den Zähnen zusammenhängen.“ Mit diesen Worten wurde Mia beim Kieferorthopäden vorgestellt. Die Vordiagnostik ergab eine Fehlbisslage und eine Dysfunktion der Muskulatur des Kopf-Nacken-Bereiches. Das äußerte sich für Mia in regelmäßigen Spannungskopfschmerzen, die sie aber erst nach genauem Nachfragen angab. Sie dachte, das wäre immer so. Mia lernte dann den Physiotherapeuten und den Orthopäden kennen und bekam eine Spange. „Das Gerät heißt Funktionsregler", erklärt der Bremer Kieferorthopäde Christian Köneke „und sorgt dafür, dass die beiden Kiefer sich unabhängig von einander bewegen können und das Kiefergelenk sich seine optimale Position suchen kann. Vor allem aber ist es ein Trainingsgerät, um die unterentwickelte Mund- und Wangenmuskulatur aufzubauen.“ Nach ein paar Wochen: Mia schlief durch, konnte sich besser konzentrieren und war ihre Kopfschmerzen los...

Lea H., 10 Jahre

„Das Kind kommt mit der Last nicht klar, die Schule überfordert sie.“ – Darin sah die Mutter der 10-jährigen Lea die Ursache für die ständigen Migräneanfälle ihrer Tochter. Lea hatte mindestens einmal wöchentlich schlimme Kopfschmerzen, die neben dem Kopf den Nackenbereich einschlossen und so unerträglich waren, dass ihr auch noch schlecht wurde. Nach vielen Tests und Arztbesuchen riet ihr ein Schmerztherapeut, sie solle zum CMD-Spezialisten, dem Kieferorthopäden, gehen. Lea war asymmetrisch: Das Becken stand schief, sie hielt den Kopf immer seitwärts, eine Schulter stand höher, auch die Zähne passten nicht so recht aufeinander. Der Körper versuchte mit Muskelkraft eine alte Blockierung auszugleichen und verursachte damit Schmerzen. In der gemeinsamer Behandlung von Kieferorthopäde und Osteopath besserte sich alles schnell, die Schmerzen waren nach acht Wochen fast weg. Als dann noch der Augenarzt ein spezielles Fehlsehen bei Lea mittels Brille ausglich – ein weiterer Grund für die schiefe Haltung des Kopfes – war Lea wieder frei: Keine Migräne, keine Angst vorm nächsten Anfall, Spaß am Leben!

Weitere Einzelheiten speziell zu ersten Vorboten der CMD bei Kindern finden Sie hier:

  • Ein CMD-Spezialist erklärt.
  • Lesen Sie die Fachberichterstattung rund um die jährlich stattfindende Kieler KinderCMD-Konferenz im Therapeutenbereich!